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Immer zeitkritisch und originell: Berühmter Brandenburger unter neuer Leitung

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Theodor-Fontane-Kreis Zeuthen
Barbara Münzer
Telefon:0 33 75/20 03 29
E-Mail:barbara.muenzer@gmx.de
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Frischer Wind für Fontane

Stand: März 2022

Was hat ein Mann, der nach weit über einem Jahrhundert noch anziehend wirkt?

„Er kann eine immense Vielfalt aufweisen, hat seinen eigenen Stil, ist humorvoll, einfühlsam und zeitkritisch“, schwärmt Barbara Münzer. Ihre Leidenschaft gilt Theodor Fontane, dessen 200. Geburtstag 2019 in Brandenburg mit einem „Fontane-Jahr“ begangen wurde. Dazu trug der „Theodor-Fontane-Kreis Zeuthen“ mit der Wanderausstellung „Fontane im Dahmeland“ bei.

Spätberufene
Barbara Münzer leitet seit drei Jahren mit anderen Mitstreitern den „Theodor-Fontane-Kreis Zeuthen“. Dabei ist die Rentnerin eine „Spätberufene“. Erst 2008 hatte sie das erste Mal näheren „Kontakt“ mit dem in Neuruppin geborenem Apothekersohn. Sie war auf Einladung einer Freundin zu einer Lesung mitgekommen, die sie schnell in den Bann zog. Schließlich bietet der vielseitige Schriftsteller eine enorme Bandbreite. Er schrieb Romane, war Theaterkritiker und hinterließ eine umfangreiche Briefsammlung. Viele kennen seine Balladen wie über den geizigen „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck“ oder seinen vielfach verfilmten Erfolgsroman über „Effi Briest“, die Opfer ihrer Zeit und des lieblosen Ehemanns wurde. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gibt Theodor Fontane einen journalistischen Blick auf die Region in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Barbara Münzer hatte also viel nachzuholen.
Dabei ist sie im Lesen geübt, arbeitete sie doch hauptberuflich in der „Staatsbibliothek Unter den Linden“, die zur „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“ gehört.

Zufallsfund
Der Fontane-Kreis in Zeuthen geht auf Dr. Joachim Kleine zurück. Ihn animierte ein Zufallsfund, auf den ihn eine Nachbarin aufmerksam machte, 1985 den „Theodor-Fontane-Kreis“ zu bilden. Kleine war im Dachboden auf angenässte Dokumente gestoßen. Dabei erkannte er, dass der Dichter vor damals fast genau 100 Jahren in Zeuthen im „Gasthaus Käppel“ gewohnt hatte, wo heute die Cafeteria von DESY ist. Im Mai 1884 schrieb Fontane auf der damaligen Hankels Ablage acht Kapitel seines Romans „Irrungen, Wirrungen“.
Dieser handelt von einer „nicht-standesgemäßen“ Liebe zwischen einem Offizier und einer Weißnäherin.
Als Dr. Joachim Kleine mit 90 Jahren aus Altersgründen die Leitung vom „Theodor-Fontane-Kreis Zeuthen“ weitergeben wollte, konnte er Barbara Münzer aus dem benachbarten Königs Wusterhausen für die Nachfolge gewinnen.

Veranstaltungen
Hier gibt es regelmäßige Veranstaltung wie Vorträge und Exkursionen zu Orten, die der Dichter erwähnte. Ebenso geht es immer wieder mal um andere Schriftsteller oder Themen. Zum Beispiel widmete sich der Fontane-Kreis im März dem 100. Geburtstag von Franz Fühmann. Er galt als bedeutender Dichter der DDR und hat eine Zeit lang in Märkisch Buchholz im Schenkenländchen gelebt, wo nun mit einer Dauerausstellung auf seine Arbeit hingewiesen wird.
„Traditionsgemäß finden unsere Veranstaltungen im DESY statt. Alternativ gibt es Treffen im Bürgerhaus Zeuthen oder auf dem Campus der TH in Wildau. Interessenten sind immer herzlich willkommen“, lädt Barbara Münzer ein.

Zeuthen im Blick
In Zeuthen wird vielfach an den großen Dichter erinnert. So wurde 1996 ein Gedenkstein auf dem Fontaneplatz aufgestellt. Zu dem Ereignis kam Ingeborg Fontane, Enkelin des Schriftstellers, in die Dahme-Gemeinde. Seit 2019 weist dort zudem ein Wandgemälde des Zeuthener Künstlers Frank Beutel auf den berühmten Besucher hin. Es zeigt Episoden aus Fontanes Romanen „Irrungen, Wirrungen“ und „Stine“. Weiterhin gibt es eine Dauerausstellung im DESY. Hier werden hinter Glasvitrinen anschaulich Schriften und Zeichnungen präsentiert.
Im Jahre 1885 besuchte Fontane mit seiner Tochter Martha Fontane erneut Hankels Ablage. Beide kehrten in die am Bahnhof befindliche Gaststätte „Waldschänke“ ein. An diesen Besuch und das 2013 abgerissene Gebäude erinnert eine Tafel auf dem REWE-Parkplatz. Sie wurde unter Mitwirkung von Dr. Kleine 2020 mit den „Heimatfreunden Zeuthen“ erarbeitet und aufgestellt.

Kein unbeschriebenes Blatt
Barbara Münzer liest besonders gerne Biografien und Wanderbeschreibungen. „Womit ich gar nichts anfangen kann, sind die modernen Romane, wo es um Beziehungsprobleme geht“, lässt sie einblicken.
Sie möchte Theodor Fontane nun einem weiteren Kreis nahebringen. „Ich würde gerne die Jugend mehr mit einbeziehen. Ich könnte mir gut vorstellen, an Schulen mit Literaturarbeitsgemeinschaften oder Deutschleisungskursen in Kontakt zu treten, die an Projekten mit unserem Fontane-Kreis interessiert sind. Ebenso könnte man kurze Lesungen oder kleine Rollenspiele in Betracht ziehen. Dabei wären Dialoge unter Zugrundelegung des Briefwechsels mit seiner Frau Emilie Fontane möglich. Diese könnten jeweils von zwei Schülern im Wechsel vorgetragen werden.“

Quer durch Deutschland
Neben Fontane hatte die agile Barbara Münzer noch eine weitere Leidenschaft. Seit vielen Jahren pilgert sie mit ihrem Mann durch Deutschland. „Wir durchquerten das Land nur mit Rucksack und zu Fuß. Die längste Strecke begannen wir im Norden an der dänischen Grenze und endeten in Bayern an der österreichischen Grenze. Das waren 1 200 Kilometer, die wir in zehn Wochen hinter uns brachten. Übernachtet wurde überwiegend in Klöstern, Gemeindehäusern oder privaten Pilgerstätten“, ist Barbara Münzer noch heute Feuer und Flamme.
So große Strapazen hat der „Wanderer durch die Mark Brandenburg“ übrigens lieber vermieden. „Er war meist mit der Kutsche, per Bahn oder auf dem Wasser unterwegs“, schmunzelt Barbara Münzer.
Das könnte dazu beigetragen haben, dass Zeuthen in sein Blickfeld rückte, war er doch ein großer Bewunderer Brandenburger Gewässer!

Erstellt: 2022