Willkommen in Zeuthen
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Wiedererweckte Naturschutzgruppe: Gräser statt Bäume?

NABU-Gruppe Zeuthen
Juliane Bauer
E-Mail:zeuthen@nabu-dahmeland.de
Website:www.nabu-dahmeland.de
Foto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, ZeuthenFoto von Juliane Bauer, NABU-Gruppe Zeuthen, Zeuthen

Wie Bock Bodo die Natur rettet

Stand: März 2022

Genau am Ortseingangsschild von Zeuthen, wo sich Fuchs und Hase … nein, eher Schaf und Fledermaus, gute Nacht sagen, bekommt der Naturschutz in der Gemeinde neue junge Impulse.

Für die 30-jährige Ur-Zeuthenerin Juliane Bauer ist dies ein Herzensanliegen. Nach acht Jahren Stillstand hat sie nun die NABU-Gruppe Zeuthen wieder aktiviert. Derzeit gibt es bereits einen festen Kern von etwa 20 Personen, die wöchentlich in der Region aktiv sind.

Natürliche Natur?
„Ziel ist es, der Natur ihr bisheriges Wesen zurückzugeben. Biotope sollen wieder in ihren Ursprung der Schutzwürdigkeit gebracht werden“, erklärt sie ihr Anliegen. Deshalb wurden im Naturschutzgebiet „Höllengrund-Pulverberg“ Bäume, vor allem Waldkiefern gefällt, die in den letzten 20 Jahren wegen mangelnder Pflege aufwuchsen. Dadurch sollen die dort ansässigen Trockenpflanzen, wie Heidenelken, Sand-Thymian oder Sand-Bergglöckchen, sich mit mehr Licht wie früher entwickeln können. „Allerdings muss man aufpassen, dass es keinen übermäßigen Wuchs von unerwünschten Hochstauden und Gehölzen gibt. Wir lichten also nichts auf, was wir nicht weiter pflegen können“, beschreibt sie die Gratwanderung.

Schafe in Aktion
In diesem Zuge hat man im Oktober 2021 ein Gebiet am Höllengrund vorbereitet und darauf einer Herde Skudden mit 16 Tieren ein Zuhause gegeben. Sie stammen von Manuel Müller. Er ist Schäfer aus Eichwalde und hatte seine Tiere bereits auf den Müggelheimer Spreewiesen stehen.
„Die Skudden sind Urschafe. Sie brauchen keine intensive menschliche Betreuung. Flächenvorbereitung, Zaunaufstellung sowie Wasser- und Stromversorgung wurden durch uns und die Anwohner auf den Weg gebracht“, ist Juliane Bauer sichtlich stolz. Nun kann man das ganze Jahr über die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung am Ende vom Morellenweg beobachten.
Dass es ihnen gut geht, sieht man daran, dass es im Frühjahr 2022 zehn kleine Lämmchen gab. „Sichtbar engagiert dabei war Bock Bodo, ein prächtiges Tier mit großen Schneckenhörnern“, kommt Juliane Bauer ins Schwärmen.

Kröten und Eidechsen
Nicht ganz so trocken mögen es die Erdkröten. Sie lieben das Wasser. Um dieses zu erreichen, überqueren sie im Frühjahr die L402. „Damit sie nicht unter die Räder kommen, stellen wir zu dieser Jahreszeit einen Krötenzaun auf. Einmal am Tag werden die Tiere eingesammelt und über die Straße getragen. Im letzten Jahr waren es an die 300 Exemplare“, erläutert Juliane Bauer. Auf der anderen Straßenseite geht es dann Richtung Wasser. Um ihnen einen weiteren sicheren Laichplatz zu bieten, wurde ein 300 Quadratmeter großer „Kröten-Weiher“ am Brennereigraben im Naturschutzgebiet „Flutgrabenaue Waltersdorf“ angelegt. Zusätzlich haben die geschützten Zauneidechsen mit einem Totholzhaufen einen neuen „sozialen Wohnungsbau“ am Pulverberg in Zeuthen erhalten.

Vögel und Fledermäuse
Ein weiteres großes Anliegen der Zeuthenerin ist die heimische Vogelwelt. Im Zuge eines Praktikums an der TU Berlin beschäftigte sie sich mit Schwanzmeisen. Das brachte sie 2013 zum NABU. Sie fing an, Brutvögel zu kartieren, was sie bis heute überwiegend in der Zeuthener Region regelmäßig tut.
„Meine ersten Erkundungen führten mich zu Friedhöfen in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Friedrichshain“, blickt sie auf die Anfänge zurück. Nach dem Studium arbeitete sie in der Naturparkverwaltung Dahme-Heideseen und war hier für die europäischen Schutzgebiete zuständig. Seit zwei Jahren ist sie beim Berliner Senat beschäftigt. Sie ist Mitarbeiterin in der „Senatsverwaltung Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz“, die aktuell von Grünen-Politikerin Bettina Jarasch geführt wird.

Naturliebe
In Tobias Teige hat sie einen Lebenspartner gefunden, der ihre Interessen teilt und noch erweitert. Er ist als Diplom-Biologe ausgewiesener Experte für Fledermäuse. Mit seinem „Büro für faunistisch-ökologische Fachgutachten“ ist er beispielsweise gefragt, wenn im Zuge von Baumaßnahmen die Begutachtung von Fledermausvorkommen relevant ist. „Wir haben zuhause im Garten in Zeuthen selbst eine Kiefer die der ‚Großen Abendsegler‘ bewohnt. Diese Art hat eine Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern und ist mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 70 Stundenkilometer unterwegs“, verblüfft Tobias Teige.
„Insgesamt haben Zeuthen und die Region viele Fledermäuse. In Brandenburg gibt es 19 verschiedene Arten“, fügt er noch an.

Mitstreiter gesucht
Die wiederaktivierte NABU-Gruppe Zeuthen freut sich über alle, die mitmachen wollen. Regelmäßig gibt es Pflegeeinsätze im Naturschutzgebiet Höllengrund-Pulverberg oder im Flächennaturdenkmal Kienpfuhl, die allerdings nicht während der Brutzeit stattfinden.
Zu den jungen Naturfreunden gehört unter anderem ihr vierjähriger Sohn Moritz. „Kinder sollen möglichst früh an die Natur herangeführt werden. Ich erkläre gerne Pflanzen und Bäume. Wir lauschen den Vogelstimmen und wir nehmen die kleinen Lämmchen gerne mal auf den Arm“, lädt Juliane Bauer ein.
Somit gibt es hier für jeden Naturschutz auf Augenhöhe.

Erstellt: 2022